Schlittschuhe im Sommer oder wie Dornröschen aus dem Schlaf erwachte
Bei vielen Dingen im Leben passiert es, dass man sie anschaut und sich denkt: „Wenn du jetzt sprechen könntest, was für eine Geschichte würdest du erzählen?“.
Dieses Fahrzeug, genauer gesagt, dieses Porsche 356 Coupe, hat eine ganz besondere Geschichte zu erzählen. Eine, wie man sie sonst nur aus Büchern oder dem Fernsehen kennt.
Im Jahre 2004 wurde ein Sachverständiger beauftragt, sich einen laut Inserat 1952er Porsche 356 im Originalzustand zum Schnäppchenpreis von 15.000 €, anzusehen. Das Fahrzeug war seit 1966 abgemeldet. Der Auftraggeber und auch der Sachverständige hofften auf einen Garagenfund, ja viel mehr noch auf ein Dornröschen, was darauf wartete aus dem Schlaf geweckt zu werden.
Der Sachverständige vereinbarte einen Termin mit dem Verkäufer und war bei dem Treffpunkt, einem Schlittschuhfachgeschäft, schon etwas verwundert. Das erste persönliche Gespräch im Schlittschuhfachgeschäft sorgte dafür, dass sich die Hoffnung des Dornröschen mit und mit in Luft auflöste. Die Neugierde, das Fahrzeug aber endlich in natura zu sehen, blieb bei dem Sachverständigen bestehen. So machten sich der Verkäufer und der Sachverständige auf den Weg zum Fahrzeug. Die beiden verließen das Geschäft, um eine längere Strecke Richtung Weinberge zu fahren. Hier stand das Fahrzeug, seitdem es 1966 abgemeldet wurde, in einer Garage. An der Garage angekommen mussten die beiden noch einen beschwerlichen Weg zu Fuß hinter sich legen. Endlich angekommen war klar, das Dornröschen war ein Wrack. Es war kaum noch etwas ganz an dem Fahrzeug. Über die Jahre hatten Einbrecher sich an einigen Anbauteilen bedient. Es war alles feucht, nass und bis zur Unkenntlichkeit verrostet. Der Sachverständige riet dem Kunden vom Kauf ab und erklärte das Fahrzeug als nicht restaurierbar. Der Kunde kaufte das Fahrzeug auf anraten seines Sachverständigen nicht und Dornröschen schlief weiter.
(Die komplette Geschichte „Schlichtschuhe im Sommer“ ist leider nicht mehr Online einzusehen.)
Wieder vergingen einige Jahre, um genau zu sein waren es 6 Jahre, bis das Dornröschen dann 2010 endlich aus dem Schlaf geweckt wurde. Es gab nicht nur einen Käufer, sondern auch einen jungen Handwerker, der sich der Herausforderung annahm, das Porsche 356 Coupe wieder auf die Straße zu bringen. Der Dornröschenschlaf von fast 44 Jahren hatte seine Spuren hinterlassen.
Es bedurfte 4 Jahre handwerklicher Zuwendung, um Dornröschen wieder im neuen Glanz erstrahlen zu lassen.
In diesen 4 Jahren wurde nahezu jedes Blech von Hand neu angefertigt, angepasst und Stück für Stück zusammen gebaut. Spaltmaße wurden angepasst, überprüft und eingestellt. Sämtliche Ersatzteile wurden beschafft und verbaut. Die gesamte Innenausstattung wurde von Grund auf neu aufgebaut, in der eigenen Werkstatt angefertigt und eingebaut. Ebenso die Elektrik und Mechanik wurde komplett erneut. Das Herzstück, der Motor wurde komplett aufgearbeitet. An dem Porsche 356 Coupe gab es kein Teil, was nicht ausgetauscht, erneuert oder bearbeitet wurde. Dabei war die oberste Prämisse immer getreu dem Original von 1952 zu arbeiten. Dies führte auch zu der sehr besonderen Farbe des Porsche 356. Die Prüfungen der einzelnen, noch vorhandenen Teile ergab, dass das Fahrzeug einst in Radium Grün erstrahlte und so sollte es auch nach Abschluss der Karosseriearbeiten wieder sein. Das Einzige, was das wirkliche Alter des Porsche 356 verrät ist die 4-stellige Fahrgestellnummer. (Zum Vergleich: Heute sind die Fahrgestellnummern 17-stellig.)
Dank eines traditionellen Handwerks, welches mit modernen Techniken verbunden wurde, ist es möglich gewesen, Kulturgut zu erhalten und einem bereits abgeschriebenem Fahrzeug wieder neues Leben einzuhauchen.